Nassau liegt eingebetet im Lahntal zwischen Koblenz und Limburg und hat ca. 6000 Einwohner. Fährt man die Lahn flußaufwärts, so weitet sich hinter dem verwinkelten Dausenau das Tal und gibt bald den Blick auf die Stadt Nassau frei. Im Mündungsbereich von vier Bächen kreuzt die alte, von Mainz und Wiesbaden nach Norden führende Landstrasse hier das Flußtal.
Sie erhielt Anfang des 19. Jahrhunderts in der "Bäderstrasse", dem ersten grossen Strassenprojekt des neuen Herzogtums Nassau, eine Nachfolgerin. Zwischen der Lahn und dem von Scheuern heranfliessenden Mühlbach ragt steil der Burgberg mit der Stammburg Nassau auf.
Das Stadtbild, heute alle Epochen vom Mittelalter bis zur Neuzeit einbeziehend, wird seit 1977 wieder vom steilen Helm des Bergfrieds beherrscht. Der Ort erwuchs, soweit bisher durch Quellen belegt, aus einem königlichen Fronhof, 915 erstmals als "Villa Nassova" erwähnt. Mit der Errichtung der Burg in den ersten Jahrzehnten des 12. Jahrhunderts und der Belehnung durch Erzbischof von Trier 1159 begründeten die Grafen von Nassau ihren Einfluß, um die Geschicke von Burg und Stadt mit einem weiten Umland durch Jahrhunderte zu bestimmen.
Entscheidende Einschnitte war die Nassauische Landesteilung. Es entstanden die Walramische und die Ottonische Linie. Die Walramische Linie stellte 1292 in Adolf von Nassau einen deutschen König. Die Ottonische Linie erbte 1530 das Fürstentum Orange (Oranien) an der Rhone. Wilhelm I. von Oranien führte als "Wilhelmus von Nassauwen" von 1533 bis 1584 den Kampf der Niederländer gegen die spanische Herrschaft und ging als Begründer der niederländischer Freiheit in die Geschichte ein.
Beide Linien haben noch heute in der Erbfolge europäische Throne inne: die Ottonische im Königreich der Niederlande, die Walramische im Großherzogtum Luxemburg. Die Geschichte des namengebenden Ortes Nassau verlief jedoch in weitaus bescheideneren Bahnen. 1348 bekam Nassau die Stadtrechte verliehen. Im Schloß von Nassau wurde 1757 der größte Sohn der Stadt geboren, der Reichsfreiherr Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein. Als Wirtschafts- und Finanzminister setzte er sich für die Bauernbefreiung ein, manifestierte Städteordnungen und noch heute geht der gültige Aufbau der Staatsverwaltung auf seine Initiativen zurück. Er leitete als Berater das preußisch-russische Bündnis gegen Napoleon.
Im Jahr 1945 wurde die Stadt zu 70% zerstört. Häuser und Bebauung wurden in Schutt und Asche gelegt. Der Wiederaufbau der stark zerstörten Ortsmitte erfolgte planmäßig, Struktur und Maßstab bewahrend. Es ist allerdings angebracht den Begriff "Nassauer" bzw. von "nassauern" zu erklären, da dieser Begriff aus dem frühen 19. Jahrhundert stammt und heute in einer mißlichen Weise verstanden wird. Nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon wurde Europa auf dem Wiener Kongreß neu geordnet, d.h. es gab 35 deutsche Kleinstaaten, darunter Nassau.
Das Herzogtum Nassau hatte allerdings keine eigene Landesuniverstität. Also mussten nassauische Gymnasialabsolventen zum studieren ins "Ausland". Um nicht landesverräterisch im Ausland zu studieren, schloß der Herzog Wilhem von Nassau einen Staatsvertrag mit dem Königreich Hannover ab, wonach die Königliche Hannoversche Universität zu Göttingen zur Nassauischen Landesuniversität wurde.
Landesvater Herzog Wilhelm wollte als Anreiz zur Aufnahme des Studiums im doch immerhin 300 Kilometer entfernten Göttingen seinen Studenten Stipendien in Form eines "Freitisches" gewähren. Das war ein Freitisch bei einem Göttinger Wirt, bei dem die Stipendiaten umsonst essen und nächtigten konnten. Blieb ein Nassauer Student dem Freitisch fern, fand sich schnell ein fremder, unbefugter, der sich als Nassauer ausgab und das Mahl einnahm. Auf diese Weise entstanden hier die studentischen Ausdrücke "nassauern" und "Nassauer".
Diese Scheltwörter sind also lediglich auf die ungebetenen Gäste zu beziehen, die auf Kosten und anstelle anderer - der Nassauer - gegessen und getrunken haben. Fazit: Nassauer waren (und sind!) keine "Nassauer"!